010 Modell eines adaptiven lernfähigen Systems

Young geht von der Forderung nach homöostatischer Ultrastabilität aus und postuliert das Modell einer Organisationsstruktur, die bei praktisch gleichbleibender Funktion durch eine entsprechende Änderung der Systemeinstellungen auf die veränderte Umweltbedingung einzugehen vermag und ihre innere Struktur variieren kann. Das System ist somit zur Wahrung eines stabilen Gleichgewichts gegenüber einem ganzen Störfeld fähig.

Ein erster Unterschied zu den einfachen Regelkreismodellen ergibt sich aus der Tatsache, daß Änderungen in der Umwelt rechtzeitig vom System antizipiert werden müssen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist eine entsprechende Anpassungsfähigkeit gewährleistet. Demzufolge wird das Regelkreissystem in mehrere Elemente zerlegt. Es sind dies der Input-Erfasser und der Istwert-Erfasser sowie eine spezifische Kontrolleinheit. Der Input-Erfasser (Sensor) hat – in Form der Marktforschung oder des Rechnungswesens – Änderungen in den externen und internen
Variablen anzuzeigen. Der Istwert-Erfasser (Identifikator) zeigt den Zustand des Systems bzw. seiner Prozesse in jedem Zeitpunkt. Er gibt also beispielsweise Aufschluß über die Produktionskapazitäten, die Auftrags- und Lagerbestände. Diese Informationen werden der Entscheidungseinheit zugeleitet, die mit Hilfe einer gegebenen Menge programmierter Regeln ihre Dispositionen trifft.

Das Programm für solche Entscheidungsprozesse kann z. B. lauten: Wenn der Lagerbestand größer ist als die Meldemenge, tue nichts! Ist der Lagerbestand gleich oder kleiner als die Meldemenge, dann lautet die Regel: Gib die Bestellung über eine bestimmte Stückzahl auf!

Die Kontrolleinheit (Regler) ist schließlich jenes Element, welches den Input verändert, bevor dieser in das System bzw. den Proze eingeht, z. B. dergestalt, daß ein nicht vorhergesehener Großauftrag in kleinere Aufträge zerlegt wird.

Die eigentliche Lernfähigkeit des Systems wird durch den Einbau eines System Designer erreicht. Lernfähigkeit bedeutet, daß das System sich selbst reorganisieren kann und aus Fehlern der Vergangenheit lernt, um die Leistungswirksamkeit zu erhöhen. Der System Designer empfängt Ex-ante-Informationen vom Input-Erfasser bzw. Ex-post-Informationen über die Leistungen des Systems.

Entsprechen etwa die Leistungen des Systems nicht dem erwarteten Output, muß der System Designer die adaptiven Mechanismen verbessern. Das kann z. B. in der Form geschehen, daß die Regeln für programmierte Entscheidungen verbessert, die Arbeitsweisen des Input-Erfassers intensiviert oder die Kontrollmechanismen und der Informationsfluß verändert werden. Bei großen Störungen werden Strukturänderungen, z. B. bei starkem Wachstum der Übergang von der funkitonalen Aufbauorganisation zur Spartenorganisation und zur Divisionalisierung, im System notwendig.

Das in Abbildung 9 dargelegte Modell eines lernfähigen, adaptiven Systems ist relativ global aufgebaut und durch eine weitere Zerlegung des Gesamtsystems in Subsysteme zu verfeinern. Für jedes Subsystem sind die adaptiven Elemente (Input-Erfasser, Routineregeln, Istwert-Erfasser, Kontrolleinheit) festzulegen. Abbildung 10 zeigt ein solches Modell für zwei Subsysteme, das Marketing und die Produktion. Jedes der Subsysteme besitzt einen eigenen Designer. Die Designer sind wiederum durch einen Regelkreis höherer Ordnung miteinander verbunden. Die spezifische Funktion des übergeordneten Designers besteht in der Koordination der Design-Probleme.