Im Strom kognitiver Prozesse

Wahrnehmen
Erinnern
Schlussfolgern

Foerster, Heinz v. (1993 / 1997). Wissen und Gewissen. Versuch einer Brücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S.305.

Im Strom kognitiver Prozesse kann man begrifflich bestimmte Bestandteile isolieren, zum Beispiel 

  1. die Fähigkeit, wahrzunehmen,
  2. die Fähigkeit, sich zu erinnern,
  3. die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen.

Möchte man jedoch diese Fähigkeiten hinsichtlich ihrer Funktion oder örtlich im Gehirn isolieren, dann ist jeder solche Versuch zum Scheitern verurteilt. Wenn also die Mechanismen, die für irgendeine dieser Fähigkeiten verantwortlich sind  bestimmt werden sollen, dann muß die Gesamtheit der kognitiven Prozesse in die Untersuchung einbezogen werden. Bevor ich nun mit einer detaillierten Verteidigung meiner These fortfahre, indem ich das Modell eines ›integrierten Funktionskreises‹ der Kognition entwickelt, möchte ich kurz die Untrennbarkeit dieser Fähigkeiten anhand zweier einfacher Beispiele verdeutlichen. Erstes Beispiel: Wenn nur eine der drei Fähigkeiten, die oben erwähnt wurden, weggelassen wird, dann ist das System ohne Kognition. Streichen wir Wahrnehmung, dann fehlt jede Erfahrung. Streichen wir Gedächtnis, dann kennt das System nur Durchsatz. Streichen wir die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen, dann degeneriert Wahrnehmung zu Sinnesreizung und Gedächtnis zu einem Speicher.