Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Freiheit
Gleichheit
Brüderlichkeit

Horn, Christoph (2017). Freiheit – Gleichheit – Solidarität. In: Kühnhardt, L.; Mayer, T. (Hrsgg.) Bonner Enzyklopädie der Globalität. Springer VS, Wiesbaden. S.1345. {s. Greive, Artur (1969). Die Entstehung der französischen Revolutionsparole Liberté, Egalité, Fraternité. Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. 43, S. 726–751.}

Die Begriffe Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bilden die formelhaft zugespitzte Trias der Kernforderungen der Französischen Revolution. Allerdings sind sie nicht schon für die Anfangszeit der Revolution im Juli 1789 belegt; erst bei den Juli-Feierlichkeiten zum ersten Jahrestag im Jahre 1790 stand das Motto liberté, égalité, fraternité auf zahlreichen der mitgeführten Fahnen. Danach scheinen die Zeugnisse primär auf die Zeit von 1793 bis 1795 beschränkt zu sein. Selbst dann handelte es sich aber lediglich um eine von mehreren grundlegenden Parolen. Erst Jahrzehnte später, in der Zeit Napoleons III., stilisierte man ›Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit‹ retrospektiv zu einem nationalen Wahlspruch, und erst in der Folgezeit erhielt diese Trias den Status einer Prinzipienformulierung. Der emblematische Charakter der Formel, die in Frankreich überall auf Regierungs- und Verwaltungsgebäuden, Gerichten, Rathäusern, Schulen, Universitäten und auf Münzen zu finden ist, datiert im Grunde erst vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Hierbei nahm man auf eine ältere Tradition der Wappenformeln, Wahlsprüche, Adelsmotti und Ordensbekenntnisse Bezug, welche auf das Mittelalter zurückgeht. Die Trias liberté, égalité, fraternité erscheint zudem explizit in Artikel 2 der Französischen Verfassung von 1958, spielte aber keine offizielle Rolle in der Verfassung der Ersten Republik.