Die drei großen Probleme der Menschheit

Hunger (Ernährungsproblem)
Krankheiten (Gesundheitsproblem)
Ungleiche Verteilung der Güter (Soziale Frage)

Hagemeister, Michael (1989). Nicolaj Fedorov · Studien zu Leben, Werk und Wirkung München: Verlag Otto Sagner. S. 64f. {Original: Fedorov, N. F., Kozhevnikov, V. A., Peterson, N. P., & Zernov, N. (1906 / 1970). Filosofia obshchago dela. Stat'i, mysli i pis'ma Nikolaia Fedorovicha Federova. Farnborough: Gregg.}

Der Mensch ist Teil einer Natur, in der Blindheit, Unvernunft und Chaos herrschen; einer Natur, die infolgedessen sinn- und ziellos schafft und wieder zerstört, gebiert und tötet. Alles, was von dieser Natur hervorgebracht wird, trägt in sich bereits den Keim des Todes und der Vernichtung. Von dieser Natur empfängt der Mensch, worauf er nicht verzichten kann: Nahrung, Gesundheit, Leben. Von ihr ist er mithin gänzlich abhängig, ihrer blinden Willkür nahezu schutzlos ausgeliefert. Mögen sich einzelne auch gegen die Naturgewalten, gegen Mißernten und Seuchen, Hunger und Krankheit erfolgreich wehren, so erfährt doch ein jeder sein ohnmächtiges Ausgeliefertsein spätestens in der Stunde des Todes.
Unter den herrschenden Verhältnissen ist das menschliche Leben ein ständiger Kampf um Selbsterhaltung, um ein befristetes, widerrufliches Dasein. Zuletzt aber unterliegt der Mensch den zerstörerischen Kräften der Natur: Der Tod bleibt Sieger und beweist damit die Abhängigkeit des Menschen von einer ihm feindlichen Macht. Die drei großen Probleme der Menschheit, nämlich Hunger (Ernährungsproblem), Krankheiten (Gesundheitsproblem) und die ungleiche Verteilung der Güter (die „soziale Frage“), sind letztlich Folgen dieser Abhängigkeit; sie alle lassen sich auf ein Grundproblem reduzieren, das Problem von (gegebenem) Leben und Tod.