Vieldeutigkeit des Terminus Bewufstsein

Bewußstsein als der gesammte phänomenologische Bestand des geistigen Ich
Bewußstsein als inneres Gewahrwerden von eigenen psychischen Erlebnissen
Bewußstsein als zusammenfassende Bezeichnung für jederlei „psychische Acte" oder „intentionale Erlebnisse"

Husserl, Edmund (1901). Logische Untersuchungen. Zweiter Theil · Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis. Halle a.d. Saale: Max Niemeyer. S. 325.

Bewufstsein als phänomenologischer Bestand des Ich, und Bewufstsein als innere Wahrnehmung.

§ 1. Vieldeutigkeit des Terminus Bewufstsein.

In der Psychologie ist von Bewußstsein und ebenso von Bewußstseinsinhalten und Bewußstseinserlebnissen (gewöhnlich spricht man schlechthin von Inhalten und Erlebnissen) hauptsächlich viel die Rede im Zusammenhange mit der Sonderung der psychischen und physischen Phänomene, womit auf der einen Seite die zum Bereich der Psychologie, auf der anderen die zum Bereich der physischen Wissenschaften gehörigen Phänomene bezeichnet sein sollen. Mit der Frage dieser Sonderung hängt das uns gestellte Problem, den Begriff des psychischen Actes passend zu umgrenzen, sehr nahe zusammen, insofern dieser Begriff gerade in diesem Zusammenhange, nämlich als vermeintliche Umgrenzung der psychologischen Domäne, erwachsen ist. Auf den richtigen Vollzug dieser Umgrenzung hat nun ein Begriff von Bewußstsein berechtigte Anwendung, die Bestimmung des Begriffs psychischer
Act liefert ein anderer. Jedenfalls gilt es, mehrere sachlich verwandte, und sich darum leicht vermengende Begriffe zu unterscheiden. Wir werden im Folgenden drei Begriffe von Bewufstsein, als für unsere Interessen in Betracht kommend, erörtern:

— Bewußstsein als der gesammte phänomenologische Bestand des geistigen Ich. (Bewußstsein = das phänomenologische Ich, als „Bündel“ oder Verwebung der psychischen Erlebnisse.)
— Bewußstsein als inneres Gewahrwerden von eigenen psychischen Erlebnissen.
— Bewußstsein als zusammenfassende Bezeichnung für jederlei „psychische Acte“ oder „intentionale Erlebnisse“.