Mnemosyne, Bilderreihe

Mnemosyne, Bilderreihe zur Untersuchung der Funktion vorgeprägter antiker Ausdruckswerte bei der Darstellung bewegten Lebens in der Kunst der europäischen Renaissance.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte der Hamburger Kulturwissenschaftler Aby Warburg (1866-1929) sein eigenes Instrument zur Vorstellung und Deutung von Kunstwerken.

Der Bilderatlas im HKW, © 2019
Der Bilderatlas im HKW, © GMB 2019

Sein ›Instrument‹ bestand aus stoffbespannten Tafeln, mit thematisch gruppierten zeitgeschichtlichen und tagesaktuellen Dokumenten (Plakate, Briefmarken, Zeitungsausschnitte, Pressefotografien und andere zeitgeschichtliche Dokumente). Warburg wollte das Weiterleben der Antike in der europäischen Kultur anschaulich darstellen. Mit seinem Bilderatlas schuf er der kollektiven Erinnerung einen Interpretations- oder Assoziationsraum, der in der kunstwissenschaftlichen Arbeit bis dahin nicht bekannt war. Ich verstehe jedes Element im Bilderatlas als eine Art ›Neuron‹, mit dem eigene und immer neue Zusammenhänge, neue Modelle geschaffen werden können. Kein Blick auf Warburgs Bilderatlas gleicht dem anderen. Der Bilderatlas ist eine gebaute Hypothese, ein verräumlichtes Experiment für das assoziierende und bisoziierende Denken in Bildern.

„Jedes Moment der Erfahrung, die ein Mensch macht, hinterlässt eine Art Spur, und diese Spur ist immer wieder abrufbar, und so wird aus dieser Originalerfahrung eine Art Reproduktion, auf die der Mensch zurückgreift, und deswegen war für Aby Warburg auch die Reproduktion eines Kunstwerks, also das Foto von einem Bild, absolut tauglich, um seine These des Denkens in Bildern anschaulich zu machen.“

Axel Heil

The Warburg Institute