H.M. Enzensbergers Poesieautomat

Hans Magnus Enzensberger erschuf einen elektronischen Poesieautomaten (›Landsberger Poesieautomat‹), der aus einem Wortvorrat Texte produziert. Die Maschine komponiert, indem sie Wortelemente nach dem Zufallsprinzip kombiniert. Aus 10 mal 6 Verszeilen mit jeweils sechs Gliedern (die Enzensberger natürlich selbst verfasst hat) entsteht durch Kombinatorik eine Textmenge mit 10³⁶ Varianten. Bei dieser Menge ist eine Wiederholung quasi ausgeschlossen. Im Rahmen der öffentlichen Präsentation im Jahre 2000 in Landsberg am Lech warf der Poesieautomat folgende Zeilen aus:

Überflüssige Erpressungen der Gremien, dieser fieberhafte Kunstgenuß am Wochenende
und diese vorgedruckten Zahlungsbefehle: Schleierhaft! 
Im Grunde langweilt uns doch manches.
Einstweilen lediglich würgende Lügen. Pünktlich einschrumpfen! 
Einflüsterungen: ("Deine Freunde sind wieder so spießig.") 
Im Hinterkopf Nullsummenspiele.
Das nackte Erbarmen sagt uns mehr als Impotenz, 
hierzulande schwimmen wir ganz allein.
Sachzwänge. Ratlosigkeit. Zierliche Wunderwaffen.
Anscheinend klappt alles.!

Enzensberger bemerkte im Rahmen der Vorstellung wohl: „Wer schlechter schreibe als der Automat, solle vielleicht von einer Publikation absehen.“