003 Das Organogramm des Informationswechsels

Das Modell, das die Informationspsychologie zugrunde legt und das durch die oben skizzierten Versuche und manche anderen sich als brauchbar erwies, läßt sich durch das Organogramm von Bild 7. 6 umreißen.

Die vermöge der Sinnesorgane „perzipierte“ Information wird der Apperzeption durch den Kurzspeicher in den Projektionszentren und Bezirken der Gestaltwahrnehmung angeboten. Die Gestaltwahrnehmung beruht dabei auf der meist schon außerhalb des Kurzspeichers erfolgenden Gleichsetzung verschiedener Informationen.

Ein erheblicher Teil der Information wirkt sich in Form unbewußter Reflexe aus.

Der Kurzspeicher ist der Ort bewußter Informationsverarbeitung durch „reflexive Bewußtseinsprozesse“, wobei Inhalte des Kurzspeichers durch Konzentration auf sie über die Gegenwartsdauer hinaus gewahrt werden können. Die vom Kurzspeicher angegebenen Informationen, die sogenannten Realisationsbeträge (im Höchstfall wahrscheinlich wieder 16 bit/sec), dienen der Erregung der Muskelfasern (Signalisation), eventuell durch Auslösung von motorischen Programmen, so daß z. B. nur der Entschluß, zu gehen,  bewußt, erfolgt — die Einzelbewegungen ergeben sich aus einem erlernten Gehprogramm.

Der aufmerksame Leser dieses und des letzten Teils überlegt sich leicht, daß der Kurzspeicher
nachrichtentechnisch durch ein 160-stelliges Schieberegister darstellbar ist, dessen Inhalte pro SZQ um eine Stelle weiterrücken, wobei sie durch zugeschaltete, die reflexiven Bewußtseinsprozesse abbildende Schaltungen verändert werden können. Das vorbewußte Gedächtnis kann weltgehend durch Lernmatrizen nachgebildet werden. Die uns evidente, dem Informationspsychologen aber nicht sehr wesentliche Tatsache, daß die Inhalte des Kurzspeichers uns bewußt sind, kommt natürlich in einem nachrichtentechnischen Modell nicht zum Ausdruck. Hier beginnt aber auch für den Psychologen die Metaphysik.