037 Zyklen von Komplexitätsreduktion und Komplexitätsaufbau

Obwohl unser Wissen über die Welt ständig zunimmt, reduziert sich die Komplexitat der für unser Überleben relevanten Interaktionen nicht. Dieses Phänomen steht nur scheinbar im Widerspruch zu unserer Hypothese, wonach Abbau von Komplexität nur durch Zunahme an Wissen möglich ist. Es darf nämlich nicht übersehen werden, daß mit der zunehmenden Menge der uns möglichen Interaktionen mit der Umwelt auch der Umfang ihrer möglichen Komplexität und Relevanz wächst. Indem wir auch bei unvollständigem Wissen in einem offenen System, d. h. bei freiem Energie- und Informationszufluß, Handlungen geplant und / oder ungeplant vollziehen, initiieren wir — zumal auf dem heutigen hohen Aktivitätsniveau — immer wieder neue Prozesse und Synergismen, die durch unser Wissen jeweils erst noch aufgearbeitet werden müssen, so daß der Abbau und
Aufbau von Komplexität (d. h. der Zunahme oder Abnahme unseres Wissens über die unser Überleben bestimmenden Prozesse) in Kombination mit einem Entwicklungstrend zyklisch verläuft und nicht vektoriell in Richtung „absoluten Wissens“ und damit total reduzierter Komplexitat.

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Auf der nachstehenden Seite werden die wichtigsten Elemente dieses Zyklus dargestellt. Gehen wir vom internationalen System aus: Man kann sich vorstellen, daß dieses System Signale (Nachrichten oder „messages“) sendet, die von den verschiedenen Datenzubereitungsstellen generiert werden. Diese Signale gelangen über eine Vielzahl von Kanälen an die Öffentlichkeit und werden auf die verschiedenste Weise interpretiert, mehr oder weniger genau weitergegeben, kommentiert, verarbeitet, revidiert usw. Diese Einwirkungen auf die Signale kann man als das Rauschen oder im biologischen Sinne als Mutation betrachten. Erst dann gelangt die durch Rauschen „angereicherte“ (aber oft in anderer Hinsicht de facto reduzierte) Information auf einen Filter. Dieser Filter ist so angelegt, daß er gewisse Daten ausscheidet (Selektion) und andere zur Informationsverarbeitung durchläßt. Welche Daten zur Weiterverarbeitung selektiert und welche ausgeschieden werden, hängt einerseits von der Problemstellung ab und zum andern von den zur Anwendung gelangenden Datenverarbeitungsverfahren.